Otto Breicha
Über Martin Anibas und sein Zeichnen
Zumeist ist Figürliches (oder sonstwie Gegenständliches)
in die Zeichnungen von Martin Anibas mithineinverwoben.
Zumeist entsteht aber eine eigentümliche Dynamik aus dem Zeichnen heraus:
merkwürdige Bildungen, auf die er es anlegt,
neuerdings sogar ausgesprochener "Schwung".
Vielleicht ist es etwas geradewegs Vegetatives: ein wie naturhaftes
Wachsen: eins aus dem anderen und zu anderem dazu. Und nach Regeln,
zu denen er sich nicht gern äußert.
Wenn auch ab und an Farbe dazugebröckelt wird,
schätzt er das Tuschezeichnen
als seine Domäne ein. Er sieht es, so wie er es
auf- und anfaßt, als einen Grenzfall von Malerei.
Er zeichnet, was ihm augenblicklich (und sozusagen unter der
zeichnenden Hand) einfällt:
animierte Strukturen und Strichknäuel, in denen man, wenn man so will,
auch irgendwelche Köpfe, Büsten und Figuren erahnen kann,
deren künstlerischer Inhalt es aber nicht ist, figürlich zu
beeindrucken (oder überhaupt irgendetwas nachzuahmen).
Naturgemäß gibt es Situationen, die immer wieder ergiebig sind
oder die Möglichkeit (oder gar Notwendigkeit) nahelegen für ein
Fortsetzen und Weiterentwickeln.
So ist es gewiß kein Zufall, wenn beim Arbeiten Zusammenhänge
entstehen, auch wenn Anibas sie eigentlich nicht beabsichtigt, daß
an und für sich Zusammenhangloses zusammenhängt.
Zeichner sind eine Spezies für sich. Wenn sich Anibas schon
von irgendwoher "bestätigen" läßt, am ehesten von Nurzeichnern
vom Schlage eines Kurt Moldovan, der sein Leben lang beim
Zeichnen notorisch aus dem Gezeichneten Konsequenzen gezogen hat.
Durchaus ähnlich handelt Martin Anibas auf seine Weise,
nicht dekorativ, sondern auf sensible Spannungen bedacht.
Überhaupt ist Sensibilität, kommt mir vor, seine unausgesprochene Stärke,
auf der er nicht herumreitet wie andere es tun, sondern die
aus seinem Wesen kommt und sich an Gleichgestimmte wendet.